Dienstag, 19. Februar 2008

Gedanken

Montag, den 18.02.2008

Ich habe mir zu Rainers Anmerkungen und Denkanstoessen noch ein paar Gedanken gemacht.

Natuerlich hat er recht damit, dass man sich ueberlegen sollte ein T-Shirt von “Made in China & Co” zu kaufen. Dennoch gilt es auch zu bedenken das viele namhafte Markenhersteller ebenfalls auf den Philippienn bzw. in Asien produzieren, d. h. ein Shirt fuer 20 Euro wird oft unter den gleichen Bedingungen hergestellt wie eines fuer zwei Euro.

Zum Thema Prostitution: ich heisse das auf gar keinen Fall gut das junge Maedchen und Frauen ihren Koerper fuer wenige Pesos verkaufen, aber angesichts all der Armut kann ich es nachvollziehen. Das Geschaeft mit der Prostitution ist eine grosse Einnahmequelle (selbst die oberen Zehntausend haben ihre Finger mit im Spiel) fuer die Philippinen und ich bin davon ueberzeugt, wenn diese Einnahmequelle wegfallen wuerde, wuerde es diesem Land noch schlechter gehen. In diesem Zusammen darf man nicht alle weissen Maenner ueber einen Kamm scheren, da hat Rainer schon recht. Dennoch schaetze ich –nein ich sehe es jeden Tag- das 7 von 10 Maennern zum Sexurlaub hier sind.

Es stellt sich aber auch die Frage was jemand arbeiten soll der keine Schulbildung oder keinen Abschluss hat, der aus armen Verhaeltnissen kommt, deren Familien schon seit Generationen im Elend und in Armut leben (wobei das auch schwer zu erklaeren ist: fuer mich, da ich den europaeischen Standard gewoehnt bin, fuer mich sind die Squatters Elendsviertel, aber es ist das zu Hause von unzaehligen Menschen die dort Leben, die sich dort heimisch fuehlen und die damit gluecklich sind) oder deren Eltern kein Geld haben um ihren Kindern eine Schul- oder Ausbildung zu finanzieren. Jede Woche gehe ich vier Mal durch ein Slum, ich habe schon in solchen Blechhuetten gesessen und mich versucht in die Situation der Menschen einzudenken, einzufuehlen und ich komme immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: die Zukunfstaussichten sind gleich Null.

Dann kommt noch das Problem der Ueberbevoelkerung dazu. Selbst wenn hier jedes Kind zur Schule gehen koennte wuerde es wohl an den Kapazitaeten fehlen. Die Schulen sind ohnehin schon vollgestopft, wenn nun auch noch alle Strassen- und sonstige Kinder zu Schule gehen wuerden, wuerde das bedeuten das neue Schulen gebaut warden muessten, nur von welchem Geld? Es gaebe auch nicht genuegend Ausbildungsplaetze, weil es einfach zu viele Menschen sind.

Auf laengere Sicht gesehen bringt diese emenze Bevoelkerung noch ganz andere Probleme mit sich. Frueher oder spaeter wird das Land Probleme bekommen ihr eigenes Volk zu saettigen. Neben der Prostitution ist auch der Export von Reis, Fisch, Mangos uns sonstigen Lebensmittel eine wichtige Einnahmequelle. Also ein Grossteil der hier angebauten Lebensmittel wird exportiert, die Folge: es bleibt nicht genug fuer das eigene Volk bzw. die Preise sind in der Nebansaison (fuer philippinische Verhaeltinsse) recht hoch. Auch die Fischer haben bereits im Jahr 2008 schon Probleme mit ihrem Fang. Haben sie frueher einen Tag gebraucht um ihr Boot mit Fisch voll zu bekommen, brauchen sie heute zwei bis drei Tage dazu. Viele Kinder der Fischer erlernen andere Berufe, obwohl die Fischerei schon seit Generationen in ihrer Familie liegt, aber es ist einfach kein Beruf mit Zukunft, denn wohl schon in absehbarer Zeit wird es nicht mehr viel zu fischen geben….

Zur Koruption: hier setzt sowohl die Regierung ihr Volk als auch das Volk die Regierung unter Druck.
Zum ersteren: Buergermeister X hat ganze Strassengangs um die Ecke bringen lassen um seine Stadt sicherer zu machen, unter der Voraussetzung das er bei den naechsten Wahlen wieder gewinnt. Er hatte Erfolg damit.
Zum Zweiteren: eigenen Landsleute, Kinder, Jugendliche, Erwachsene warden hier auf offener Strasse erschossen um die Regierung unter Druck zu setzten, damit die bevorzugte Partei an die Macht kommt. Auch dies funktioniert.

All die grossen Laibels der Philippinen wie die bekannte phil. Zigartettenmarken, Alkoholmarken, Shopping Malls usw. haben chinesische Besitzer, d. h. ein Grossteil des Geldes bleibt nicht im eigenen Land sondern fliesst nach China.

Ich wohne, arbeite und lebe hier zwischen Strassenkindern, ganzen Familien die am Strassenrand ihr Zuhause haben, zwischen Menschen die Muell essen damit sie nicht verhungern, zwischen den Armen die ihre letzten Pesos beim Gluecksspiel lassen, zwischen Maedchen, Frauen und Maennern die fuer wenige Peoso ihren Koerper (und ihre Seele) verkaufen und zwischen Asiaten und Weissen die sich daran bereichern. All dies erkennt man erst wenn man es einmal wagt hinter die Kulissen zu blicken und ich bin schockiert darueber welches Elend hinter diesen, immer laechelnden, Menschen steht. Und ich bin so unglaublich wuetend und traurig ueber all die Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Auf der einen Seite der Westen der im Ueberfluss lebt und ich mit Fragen beschaeftigt wie…”was ziehe ich heute an, was will ich heute essen?”. Auf der anderen Seite der krasse Gegensatz dazu wo sich die Menschen Fragen stellen muesen wie….”wo bekomme ich heute etwas zu essen her, wo finde ich heute sauberes Trinkwasser?”.

Willkommen in der harten Realitaet die so oft so weit weg ist und von der wir oft nichs wissen wollen, die aber trotzdem exestiert.