Mittwoch, 21. November 2007

Krankenhausbesuch bei Philipp

Maayong gabii,

ich hab mir heute Nachmittag frei genommen und habe Philipp im chong hua Krankenhaus besucht. Obwohl dieses Krankenhaus das Beste in Cebu sein soll, war ich ueber die dortigen Zustaende ein wenig schockiert.

Philipp ist ja letzten Samstag, aufgrund von hohem Fieber, in die Notaufnahme des chinesischen Krankenhauses gefahren. Nach mehrstuendigem Warten (hier ist es ganz normal das man zwischen sechs und acht Stunden wartet, bis man zum diensthabenden Arzt kommt) haben sie ihm die Temperatru gemessen und ihn wieder nach Hause geschickt. Dort war er knapp 24 Stunden nicht mehr ansprechbar, gebeutelt von Fieber- und Schuettelfrostanfaellen. Am Montag hatte er gegen 14:oo Uhr einen Termin um seine Laborergebnisse zu erfragen, gegen 18 Uhr ist er dann endlich dran gekommen und sie haben ihn dabehalten, was sie wohl schon am Samstag haetten tun sollen.

Philipp liegt nun seit Montag unbehandelt in seinem sehr ungemuetlichen Krankenhauszimmer, da die Aerzte sich nicht einig sind, was er denn nun hat. Es steht aber fest dass es irgendwas zwischen Malaria und Dengue ist.

Philipp sieht wirklich sehr schlecht aus, seine Haut hat eine farbe zwischen blass und gelb, seine Augend sind dick geschwollen und feuerrot. Er ist total schwach, haengt am Tropf damit er nicht austrocknet. Er bekommt nur 2x taeglich Paracetamol gegen seine anhaltenden starken Kopfschmerzen. Ansonsten liegt er unbehandelt da und wartet seit gestern Nachmittag auf den Dok. Ist denn das zu fassen? Je mehr Zeit vergeht, umso schlimmer wird es.

Philipp hat ein eigenes Zimmer fuer das er 1600 Pesos am Tag bezahlt, das ist 1/5 von dem was die Menschen hier im Durchschnitt verdienen. Er hat eine zweite Zudecke geordert, da er nachts immer so friert (bei den Temperaturen!!!), dafuer musste er tatsaechlich bezahlen. Das Krankenhaus stellt keine Handtuecher und kein Duschgel, Essensbesteck bekam er mit seiner ersten Mahlzeit und dieses Besteck hat er nun so lange bis er das Krankenhaus wieder verlaesst, abspuelen muss er es selber. Unglaublich aber wahr.

Ich bete wirklich dafuer, dass ich hier niemals stationaer ins Krankenhaus muss, was viel Schlimmeres kann einem glaub ich nicht passieren.

Ich weiss jetzt auch warum mein Husten immer schlimmer statt besser wird. Ich hab die ganze Zeit Medizin gegen Halsweh genommen, soll nochmal einer sagen die Filipinos verstehen Englisch. Das Problem ist, wenn die Filipinos einen nicht verstehen fragen sie nicht nochmal nach sonder machen oder geben dann eben das was sie sich denken.
Aber nun hab ich die richtige und es wird hoffentlich bald besser.

Ich hoffe euch daheim geht es allen gut und dass ihr gesund und munter seid. Ich kann es nur immer wieder sagen, seid dankbar dafuer dass ihr in einem so reichen Land wie Deutschland lebt, wo keiner hungern muss, wo jeder medizinisch sehr gut versorgt wird, wo niemend ums ueberleben kaempfen muss, wo keine Saeuglinge/Kleinkinder/Kinder mit ihren Familien und ihrem ganzen Hab und Gut, zwischen Dreck und Ungeziefern, an irgendeiner Strassenecke leben und sich ihr Essen zusammen stehlen muessen, die sich keinen Arzt leisten koennen sondern am Strassenrad verenden wenn sie ernsthaft krank sind. Was das fuer Gefuehle in einem ausloest, sowas jeden Tag aufs Neue sehen zu muessen koennen glaub nur die Menschen verstehen, die selber so eine Zeit im Ausland mitgemacht haben und das mit eigenen Augen gesehen zu haben. Das sind Bilder, Eindruecke, Erinnerungen die einen fuer das ganze restliche Leben praegen werden.

Und dann immer wieder dieser krasse reiche Gegensatz dazu.
Trotz allem haben die Menschen in den Slums mehr Lebensfreude als manch einer in Deutschland. Sie sind einfach zufrieden und gluecklich mit dem was sie haben, sie sind auch fremden gegenueber sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Dennoch bin ich mir manchmal nicht sicher, ob sie freundlich sind um mich bestehlen zu koennen oder ob sie es einfach sind, weil sie so sind wie sie sind.

Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die Menschen hier wirklich einfach nur freundlich und hilfsbereit sind, hinterher tut es mir immer unendlich leid wenn ich die Strassenkinder von mir wegstosse, da ich immer Angst habe dass sie mich beklauen (was ja auch nicht auszuschliessen ist), dabei wollen sie sich nur mit mir unterhalten. Aber es gibt eben auch die andere Seite, in Cebu ist die Kriminalitaet sehr hoch, es ist hier wirklich nicht ungefaehrlich, vor allem als Auslaenderin und dann auch noch weiblich. Aber wenn man vorsichtig und vernuenftig ist, kann man sich wirklich recht gut frei bewegen.
Das sind auch einfach nur die Vorurteile, meine Familie hat mir von anfang an eingepraegt, dass Cebu unendlich gefaehrlich ist, lots of dangerus mens, aber wie gesagt, es ist nicht so. Aber das sind alles Dinge die man erst bemerkt wenn man laenger hier lebt.