Montag, 15. Oktober 2007

Die ersten Auseinandersetzungen

Dienstag, 16.10.2007 (kann mir mal bitte jemand erklaeren, warum da immer das falsche Datum steht?)

Servus all ihr im kalten Deutschland,

ich werde wirklich sehr nachlaessig mit Fotos machen. Aber wenn ich nicht mit meiner hostfamily oder im Jeepney unterwegs bin lass ich meine Cam daheim, das ist mir einfach zu gefaehrlich, hier wird man so schnell bestohlen, das glaubt man gar nicht.

Mittlerweile habe ich auch all meinen Schmuck, also Ohringe, denn meine Armbanduhr ist ja schon in der ersten Woche verschwunden, gegen billig Schmuck getauscht, sicher ist sicher.
Leider lassen sich Auseinandersetzungen auch auf den Kokosinseln nicht vermeiden: einmal mit meiner hostamily und einmal mit Fr. Joriz. Was wollt ihr zuerst hoeren?

Also mit meiner hostfamlily: Wenn ich hier abends unterwegs bin, verlangen sie, dass ich immer um 10 pm daheim bin. Ich hab schon hundert mal versucht zu erklaeren, dass ich 23 Jahre alt bin, also durchaus erwachsen und dass ich kommen und gehen kann wann ich will, so ist das zumindest in Deutschland. Aber das verstehen die einfach gar nicht und ich bin einfach nur total wuetend darueber.
Es ist ja nicht so das ich unvorsichtig waere. Die Leute bieten an mich nach Hause zu bringen oder ich kann mit dem Taxi fahren, das ist nicht euer. Aber nein, da sind sie ganz strikt.
Okay, es ist wirklich nicht unberechtigt, es ist gefaehrlich hier, vor allem nachts und dann eine Auslaenderin allein unterwegs, dass das boese ausgehen kann ist mir ja klar, aber wenn ich doch Begleitung habe...
Naja, ich werde tapfer weiterhin fuer einen laengeren Ausgang kaempfen.
(Wir haben jetzt keinen staendigen Klinsch, es gibt nur jedesmal aufs neue Diskussionen wenn ich abends weg gehe)
Ich bin nach wie vor sehr von meiner Familie begeistert, sie sind wirkich sehr lieb, kuemmern sich um alles, erfuellen mir jeden Wunsch, gehen auf meine Beduerfnisse ein, machen Ausfluege mit mir usw., ich haette es wirklich nicht besser erwischen koennen.

Dann zu Fr. Joriz: Also wie schon in meiner Rundmail erwaehnt, moechte ich gerne im Mutter Theresa Haus in Pasil arbeiten. Das hat fuer bisschen Aerger gesorgt, weil es keine Einrichtung von Don Bosco ist und ich dort eben nur in meiner Freizeit arbeiten kann. Aber am Wochenende hab ich ja keine Zeit zum Arbeiten, da muss ich ja was fuer die Voelerverstaendigung tun...:)
Also was tun? Ich hab einfach mit Glenda gesprochen, die das office leitet in dem ich nachmittags arbeite und sie gefragt ob sie was dagegen hat wenn ich nur vier statt fuenf Nachmittage komme. Fuer Gelnda war das gar kein Problem.
Okay, nach langem hin und her war ich vorhin nochmal bei Fr. Joriz und hab ihm erzaehlt, dass ich mit Gelnda gesprochen und diese nichts einzuwenden hat. Und siehe da.... Er hat mir sogar gleich zwei Nachmittage eingeraeumt.... Keine Ahnung, soll doch nochmal einer sagen Frauen waeren kompliziert. Jedenfalls hat er nun ploetzlich kein Problem mehr damit, mal schauen wie lange das anhaelt.

Gestern Abend hab ich Philipp, den deutschen Studenten aus Landsberg hier in seiner Pleibe besucht. Er wohnt in einem Studentenwohnheim bei Pasil. Sehr interessant und fuer deutsche Verhaeltnisse nicht sehr komfortabel, fuer philippinische Verhaeltnisse hingegen sehr.
Philipp arbeitet hier mit den Strassenkindern die am Carbon Markt leben. Diese Kinder wurden teilweise als Kleinkinder an dem Markt ausgesetzt, da die Eltern nicht faehig waren fuer ihre Kinder zu sorgen. Am Markt kann man die wohl ruhigen Gewissens aussetzen, denn da gibts ja was zum Essen, also ueberleben sie auch...

Dann gibt es wohl noch ein Projekt in dem Fr. Heinz, ein deutscher Pater der schon 13 Jahre hier lebt, in den Slums an Prostituierte Medikamte verteilt. Also da will ich auf jedenfall mal mit. Das ist uebrigens keine Institution von Don Bosco. Und wirklich nichts gegen meine Arbeit, aber ich habe oft das Gefuehl dass ich viel verpasse. Hier in Don Bosco laeuft alles so friedlich ab, das ist aber nicht das wirkliche Leben hier. Und ich wuerde gerne noch mehr hinter die Kulissen blicken, sehen wie es wirklich ist... Aber ich muss mich wohl einfach gedulden.

An die vielen Menschen habe ich mich mittlerweile gewoehnt, nur dass ich staendig angestarrt werde und dass ich andauernd angesprochen und angebettelt werde empfinde ich als unendlich nervend und wirkich belaestigend.
Ich hab ungefaher 1000 Freunde, hier bin ich gleich von jedem der Freund, aber richtige Freudschaften, so wie bei uns in Deutschland gibt es hier nicht.

Und zum Thema Verstaendigung, weil ich so oft danach gefragt werde: My english is very well, ich sprechs in Broeckla und net so schnell:-) Ne also mein Englisch ist wirklich schon viel viel besser, ich kann mich mittlerweile auf englisch streiten, disskutieren, fordern und durchsetzen das ist gar kein Problem mehr.
Cebuano sprech ich natuerlich nicht fliessend, so gut werde ich das wohl auch nicht lernen, denn ich kann mich ueberall auf englisch verstaendigen, ausser mit den Kids. Aber ich kann ja ein wenig, zumindest das was ich zum ueberleben brauche kann ich auf Cebuano sagen.

Hier gibt es uebrignes total viele alte VW Kaefer. Ich freu mich immer voll wenn ich einen sehe. Oftmals sind sie zwar schon halb auseinadergefallen, aber hier wird alles so lange gefahren bis es komplett in alle Einzelteile verfaellt.

Sowas wie Umweltschutz gibt es hier ueberhaupt nicht. Die Verpackungen sind alle absolut nicht unweltfreundlich, auch ist alles meist doppelt und dreifach verpackt. Sowas wie einen Katalisator (oder wie auch immer man das schreibt) kennen die hier ueberhaupt nicht, die Abgase kommen alle ungefiltert aus den Autos, daher auch der ganze Smog. Also hier gibt es Null Umweltbewusstsein, aber das ist nicht nur auf den Philippinen so, das war so in Singapur und in Malaysia, also wird es im Rest von Asien auch nicht anders aussehen.

Bananacake, das muesst ihr unbedingt probieren. Das ist super lecker. Im prinzip ist das einfach nur zerdureckte Banane die gebraten wird. Ist echt super lecker!
Und mit dem bloeden balut (die Enteneier, die 18 Tage lang angebruetet und dann gegessen werden) damit lassen die mir gar keine Ruhe! Beinahe taeglich werde ich daran erinnert, dass ich das noch gar nicht probiert habe, was ich aber unbedingt tun sollte. Hallo!!! Ich kann doch keine Embyoeier essen. Das kann ich nicht runterschlucken, das weiss ich jetzt schon. Ich ekel mich echt davor... Aber sonst bin ich sehr experimentierfreudig, ich probiere alles was irgendwie essbar aussieht, auch wenn ich es oft nicht identifizieren kann was es ist...

Ich bin wirlich sehr ueberrascht, dass ich mich an alles so schnell gewoehnt habe, alles was ich am Anfang sehr komisch und ungewohnllich fand, was neu war, was ich aus Deutschland nicht kannte, Dinge die mich ueberrascht haben, die ich lustig oder sehr gewoehungsbeduerftig fand... all das ist schon nach sechs Wochen ganz alltaeglich geworden.
Auch bin ich viel gelassener geworden, puenktlich bin ich gar nimmer, aber das oeffentliche ruelpsen faellt mir noch schwer. Aber auch das wird sich wohl in den naechsten Wochen noch aendern.

Ich fuehle mich mittlerweile wirklich recht wohl, dennoch werde ich niemals vergessen wie schlecht es mir die ersten Tage hier ging, vor allem psychisch. Auch weiss ich nun was ein "Kultuschock" ist, bisher kannte ich das ja nur aus Erzaehlungen. Aber sowas selber zu durchleben empfand ich wirklich als sehr krass. Das koennen glaub nur die Menschen nachempfinden, die selbst fuer laengere Zeit im Ausland waren.